10 Jahre nach dem großen Crash
Erinnern Sie sich noch? September 2008 – nach einer noch euphorischen Rekord-Drupa vom 29. Mai 2008 bis 11. Juni 2008 mit 175.000 qm verkaufter Ausstellungsfläche, 1968 Ausstellern und 390.000 Besuchern, krachte nur wenige Wochen später das Weltwirtschaftssystem in sich zusammen. Wegen undurchschaubarer Immobilien und Derivatgeschäfte musste am 15. September die Lehmann Bank Konkurs anmelden. Und stürzte die weltweite Bankenwelt in eine Kapitalkrise. Längst ausgehandelte
Kreditlinien wurden storniert, den Unternehmen fehlte das Kapital für Investitionen. Zwei Drittel aller auf der Drupa ausgehandelten Deals lösten sich in Luft aus.
Was den Druckmaschinenbauern einen noch nie da gewesenen Nachfrage-, Umsatz- und Ergebniseinbruch
bescherte. Bis zum Abschluss der 2009 eingeleiteten Branchenkonsolidierung sind allein bei den drei großen deutschen Druckmaschinenbauern insgesamt fast 10.000 Arbeitsplätze weggefallen. Besonders betroffen war das Segment Rollendruck. Nicht nur, dass die Finanzierung neuer Maschinen fast unmöglich wurde, zögerten viele Medienunternehmer und Druckdienstleister wegen des sich bereits abzeichnenden Wandels von den Print- zu den Online-Medien zu Neuanschaffungen durchzuringen. Waren im Jahr 2006 zum Bespiel weltweit noch um 2 Milliarden Euro Zeitungsrotationen angeschafft worden, reduzierte sich das Investitionsvolumen für neue Coldset-Maschinen nur 4 Jahre später auf ein Zehntel…Was Manroland in die Insolvenz trieb, Goss ebenfalls beinahe und KBA zu einem massiven Unternehmensumbau zwang – und den Boden für den Merger manroland/Goss aufbereitete.
Und das ist nachwievor das Szenario, in dem sich unsere Branche befindet… Druckmaschinen-Innstallationen sind nachwievor selten – nicht nur bei Zeitungsrotationen, auch im Illustrationsbereich. Illustrationstiefdruck ist so gut wie tot, im Verpackungsbereich tut sich noch Einiges. So haben auch Goss, Manroland Web sowie Koenig & Bauer Verpackungsvarianten ihrer Rotationen entwickelt bzw. zugekauft.
Überraschenderweise ebenfalls flau geblieben ist die Nachfrage nach Systemen für digital gedruckte Print-Medien. Mit ein paar Ausnahmen – zumeist sogenannte Inseldrucker – fehlen nachwievor die erfolgversprechenden Geschäftsmodelle.
Immer noch aktuell ist jedoch die sich bereits seit 10 Jahren abzeichnende Konversion von Nachrichten ins Internet. Softwarehäuser, die solche Technologien angeboten haben, hatten die vergangenen Jahre Hochzeit. Zuletzt kam auch dieser Hype zum Erliegen. Alles was transformierbar war ist mittlerweile transformiert. Aber Geld verdient wird bei den Verlagen mit Onlineinhalten immer noch nicht. So sahen sich viele der Softwarehäuser zuletzt gezwungen, Kooperationen einzugehen – oder gar zu fusionieren.
Fakt ist, dass eine einst so lebhafte News- und Medienbranche lust- und lebloser geworden ist. Eine Entwicklung, die auch wir als Branchenmedium für den Rotationsdruck und die Medien- und Newsproduktion zur Kenntnis nehmen mussten. Konnten wir uns einst vor Installations- und Anwendungsnews nicht retten, haben wir heute Probleme unsere Heftseiten zu füllen. Und sowieso Probleme haben wir, die Zulieferindustrie dazu zu bewegen, Geld in Werbung zu investieren… So haben wir bereits vor 2 Jahren entschieden, nur mehr 2 x jährlich mit einer Print-Ausgabe zu erscheinen und dafür eine aktuelle Online-Plattform newstech.net/de einzurichten, die auch intensiv besucht wird.
Aufgrund der Informationsarmut haben wir heuer auch entschieden, die im Frühsommer geplante Print-Ausgabe zu streichen. Dafür viel Herzblut in die vorliegende Ausgabe investiert – ein 84 Seiten dickes Herbstheft das als internationale Ausgabe mit einem englischsprachigen Apendix an alle Branchenentscheider per Postversand in DACH, Benelux, UK, Skandinavien und Südosteuropa geht. (Wenn Sie oben auf das Cover ticken, kommen Sie direkt zur E-Paper-Ausgabe dieses Heftes.)
Wenn die Branche will (und die Marketingleute das auch unterstützen), werden wir 2019 neuerlich versuchen ein Mai-Heft zustande zu bekommen. Sonst gibt’s ein Newspaper &Webtech erst wieder im Herbst 2019. Damit Sie sich doch laufend branchenspezifisch informieren können steht Ihnen natürlich newstech.net/de als Newsmedium zur Verfügung. Und für alle, denen die Branche noch ein paarWerbegroschenwert ist – auch für werbliche Aktivitäten.
In diesem Sinne, auf einen schönen Herbst,
Ihr Rudolf Messer